Zeus

Eines heißen Sommertages war ich wieder einmal in Begleitung meines Dobermanns Zeus auf unserem Dorffriedhof mit der Grabpflege beschäftigt. Der kleine Gottesacker ist recht unübersichtlich an einem Hang gelegen. Es war nicht ungewöhnlich, dass Besucher ihre Hunde mitbrachten, denn ein diesbezügliches Verbot bestand nicht. (Selbstverständlich achteten alle darauf, dass ihre Fellnasen nur auf den großen Grünflächen unterwegs waren.)
Als ich mit meiner Arbeit fertig war, schnaufte ich in der Sommerhitze langsam den Hügel nach oben in Richtung Ausgang und beneidete Zeus um seine Leichtfüßigkeit. Zu spät bemerkte ich, dass nicht nur normaler Bewegungsdrang meinen Hund auf Trab hielt, sondern er zielgerichtet unterwegs war, um eine andere Friedhofsbesucherin zu begrüßen. Leider gehörte diese nicht zum Lager der Hundefreunde.
Wollte Zeus die Gelegenheit nutzen, um sie umzustimmen? Jedenfalls erreichte er seine Zielperson in dem Moment, als sie sich mit einer Blumenvase zum Wasserschöpfen über das Pumpenfass beugte. Ihre durchaus übliche „Dorffrauen-Dienstbekleidung“ – eine Nylon-Kittelschürze mit nur wenig „Darunter“ – machte es dem Rüden leicht, ihr mit seiner feuchten Nase einen Begrüßungskuss auf die Kehrseite zu drücken.
Der überraschte Aufschrei in Verbindung mit einem reflexartigen Luftsprung war schon bemerkenswert. 😉 Natürlich tat es mir sehr Leid, dass Zeus sie so erschreckt hatte, und ich entschuldigte mich ebenso wortreich bei der Dame, wie ich den vierbeinigen Rüpel demonstrativ ausschimpfte. Doch innerlich hatte ich mit einem mächtigen Lachanfall zu kämpfen, die Situation war einfach zu lustig.
Tja, die Konsequenz war, dass wenig später ein Schild am Friedhofstor das Mitführen von Hunden untersagte. 🙁